Was leisten Selbsthilfegruppen?
+ Sie heben die Isolation auf.
+ Sie geben Selbstvertrauen und Solidarität.
+ Sie fördern Zusammenhalt, Verständnis und Trost.
+ Sie machen Mut zu Aktivitäten und verändertem Verhalten.
+ Sie machen Fähigkeiten bewusst und fördern die Entfaltung.
+ Sie entwickeln Modelle zur Problembewältigung.
+ Sie versuchen, auf das soziale und politische Umfeld Einfluss zu nehmen.
Wie arbeiten Selbsthilfegruppen?
Jede Selbsthilfegruppe bestimmt ihre Organisationsform und ihr Vorgehen selbst. Je nach Ziel und Zusammensetzung findet jede Gruppe ihren eigenen Stil. Das offene, vertrauensvolle Gespräch und der Informationsaustausch spielen eine zentrale Rolle.
Die Gruppenmitglieder treffen sich um Kontakte mit gleich- oder ähnlich Betroffenen zu knüpfen, über ihre Probleme und Konflikte zu sprechen, Belastungen und Sorgen zu bewältigen, Informationen und Erfahrungen auszutauschen, sich gegenseitig zu helfen, gemeinsame Wege der Problembewältigung zu finden, ihre Interessen gemeinsam nach außen zu vertreten.
Arten von Selbsthilfegruppen
Gesprächsselbsthilfegruppen
Außenorientierte Gruppen
Selbsthilfeinitiativen
Gesprächsselbsthilfegruppen sind kleine, relativ überschaubare Zusammenschlüsse von Menschen. Die Mitglieder bzw. Betroffenen haben ein gemeinsames Problem. Sie kommen meist ohne Experten zusammen, um sich ausschließlich mit den Anliegen ihrer Mitglieder zu beschäftigen. Sie versuchen über Gespräche eine Veränderung ihrer Problemlage zu erreichen.
Die Zahl der Mitglieder ist begrenzt (6 – 15), die Gruppenmitglieder treffen sich wöchentlich oder in größeren Abständen, ein neutraler Raum ist günstig.
Außenorientierte Selbsthilfegruppen arbeiten nicht nur in der Gruppe selbst, sondern wenden sich auch an andere Betroffene (Nichtmitglieder). Es sind Gruppen, die Sozialpolitiker, professionelle Helfer und die Öffentlichkeit über ihr Anliegen informieren möchten. Ihre Organisationsform ist oft der Verein. Sind in diesen Gruppen mehr als 50 Mitglieder, entstehen oft selbständige Untergruppen.
Selbsthilfeinitiativen sind Gruppen, zu deren Mitgliedern häufig nicht selbstbetroffene Leute zählen. In diesen Gruppen treffen sich Menschen aus eigener Betroffenheit, aus solidarischer Betroffenheit (befassen sich mit Problemen ihrer Mitbürger), aus sozial- bzw. gesundheitspolitischem Aspekt (Lösung von sozialgesundheitspolitischen Problemen).
Gruppenregeln
Beim Aufbau einer Selbsthilfegruppe ist es sinnvoll, einige Regeln des Gruppenlebens einzuführen bzw. festzulegen. Wir möchten Ihnen hier einige Tipps als Anregung geben. Jede Gruppe muss letztendlich ihre eigenen „Spielregeln“ finden.
Gestaltung und Regeln für Gruppentreffen
Blitz-Licht-Runde
Am Anfang jeder Sitzung kommt jede/r Teilnehmer/in kurz zu Wort: Wie geht es mir, wie fühle ich mich selbst im Verhältnis zur Gruppe, was erhoffe ich mir für diese Sitzung? Auch am Ende jeder Sitzung erweist sich diese Runde als sehr nützlich, wenn die Gruppe ins Stocken geraten ist, wenn nur „gelabert“ wird, wenn Uneinigkeit über das Vorgehen und den Verlauf besteht, wenn ein Gespräch sehr lange zwischen Teilnehmer/in hin – und hergeht usw.
Eingrenzen auf ein Thema
Um zu vermeiden, dass manche Teilnehmer/in frustriert wieder gehen, kann es sinnvoll sein, sich für jedes Treffen ein Thema zu suchen. War ein Thema für ein Treffen ausgemacht, wird es auch angegangen – es sei denn, ein neues Thema wird für dieses Treffen abgesprochen bzw. ein/e Teilnehmer/in will ein dringendes Problem in die Gruppe einbringen.
Wechselnde Gruppenleitung
Ein/e oder zwei Teilnehmer/innen übernehmen jeweils für eine Sitzung die Leitung; alle sollten nacheinander drankommen, damit die gemeinsame Verantwortung für die Gruppe wächst. Leitung heißt darauf zu achten, dass jede/r ausreden kann, dass niemand an den Rand gedrängt wird, sondern jede/r sich mit konkreten Erfahrungen einbringen kann. Leitung kann heißen, der Gruppe ein Thema oder eine Übung vorschlagen.
Störungen haben Vorrang
Wenn jemand nicht mehr zuhören kann, beunruhigt, traurig oder wütend ist, dann wird zuerst das besprochen bis alle mit der Wiederaufnahme des ursprünglichen Themas einverstanden sein können. Es ist ratsam, Schwierigkeiten zwischen den Gruppenteilnehmern (Misstrauen, Konkurrenz, Dominanz usw.) möglichst bald anzusprechen.
Übungen
zu zweit, zu dritt oder in der Runde bieten Struktur und damit auch eine Hilfe, sich und dem Thema näherzukommen.
Sicherheit und Vertrauen
sind natürlich nicht von Anfang an vorhanden, aber je offener sich jemand einbringt, desto mehr trägt Mann/Frau zum Vertrauen innerhalb der Gruppe bei. Eine Runde oder eine Zweiersitzung kann weiterhelfen: Was hindert mich daran, offen zu sein? Was sind meine Befürchtungen? Was ich Ihnen/Dir sagen konnte etc. Sicherheit gibt es auch, wenn sich alle bemühen, negative Gefühle anderen gegenüber möglichst gleich auszusprechen.
Regeln für Selbsthilfemitglieder
Verbindlichkeit
Wenn ein/e Teilnehmer/in zum Gruppentreffen nicht kommen kann, ruft er/sie ein/e andere/n Teilnehmer/in vorher an und gibt Bescheid.
Vertraulichkeit
Jede/r Teilnehmer/in muss die Gewissheit haben und selbst den anderen zusichern, dass nichts von dem, was in der Gruppe besprochen wird, nach draußen weitergegeben wird.
Pünktlichkeit
sollte selbstverständlich sein! Wie gehen wir mit der Zeit der anderen Teilnehmer/innen um, wenn wir zu spät kommen?
Trinken, Essen und Rauchen
während der Gruppensitzungen können sich störend auswirken, da alle drei Handlungen die Konzentration, Sensibilität und auch die Erlebnisfähigkeit verringern (lieber mal zwischendurch eine kleine Pause machen).
Verlassen der Gruppe
Wenn ein/e Teilnehmer/in aus der Gruppe aussteigen will, kommt er/sie noch einmal und spricht über die Gründe. Einerseits, um sich selbst darüber klar zu werden, und andererseits, weil es für eine Gruppe sehr demoralisierend ist, wenn ein/e Teilnehmer/in unbegründet wegbleibt.
(Quelle: ISAB Praxishandbuch)